„Exit“ meint den Fall, dass die Gründer das Unternehmen verlassen, indem sie alle oder so gut wie alle Anteile abgeben und dafür einen Veräußerungserlös erhalten. Der häufigste Fall ist der Verkauf des Unternehmens. In selteneren Fällen kann es sich aber auch um einen Börsengang handeln.
Warum ist das relevant für Startups?
In der Anfangsphase erscheint ein Exit den Gründern erst in vielen Jahren relevant. Aber das ist zu kurz gedacht: denn ist es das grundsätzliche Ziel des Gründerteams, das Startup irgendwann einmal zu veräußern, sollte von Anfang an darauf hingearbeitet und eine entsprechende Exitstrategie aufgesetzt und konsequent verfolgt werden.
Dr. Gesine von der Groeben, Partnerin bei Dentons, erläutert im Folgenden kompakt und praxisnah, wie man den Exit von Anfang an mitdenkt und welche Maßnahmen man in Vorbereitung darauf ergreifen sollte.
Gerade am Anfang können die Anforderungen, denen sich Gründer*innen beim Aufbau eines Startups ausgesetzt sehen, sehr überfordern: Businessplan, Produktlaunch, Kunden- und Umsatzgenerierung, regulatorische Fallstricke, Fundraising; Planung und Durchführung von Finanzierungsrunden etc.
Umso wichtiger ist es, das große Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren und sich regelmäßig Gedanken zu machen, was das übergeordnete Ziel ist. Folgende Überlegungen können dabei helfen:
Es ist die grundsätzliche Frage zu beantworten, wo man hinwill: möchte man ein Legacy-Unternehmen schaffen, dass noch die eigenen Kinder weiterführen? Oder ist der Verkauf des Unternehmens in einem eingrenzbaren Zeitraum eine Option und wenn ja, soll der Verkauf so erfolgen, dass das Unternehmen bestehen bleibt oder nimmt man in Kauf, dass es möglicherweise „verschwindet“, also in einem anderen Unternehmen aufgeht oder zerschlagen wird?
Das Unternehmen ist mittelfristig so aufstellen, dass es auch ohne die Gründer funktioniert: Denn das Gründerteam ist fast immer der entscheidende Faktor für den Erfolg eines Start-ups. Auch jeder potenzielle Käufer stellt sich die Frage, ob das Unternehmen nach der Übernahme weiter auf Erfolgskurs bleiben kann, auch wenn die Gründer nicht mehr an Bord sind. Ist eine erfolgreiche Weiterführung ohne Gründer nicht möglich oder zumindest fraglich, dürfte es sehr schwer sein, einen Exit zu realisieren.
Das Gründerteam muss sich klar darüber werden, wie bzw. an wen verkauft werden soll: Der Verkauf an einen strategischen Investor, also an ein großes Corporate, ist natürlich anders vorzubereiten als ein Börsengang oder der Verkauf an ein Private Equity-Unternehmen. Vereinfacht gesagt: während ein Stratege wahrscheinlich eher an dem IP/Know-how, dem Produkt, dem Kundenstamm oder den Mitarbeitern interessiert ist, wird der Private Equity-Investor das Unternehmen mit Gewinn weiterveräußern wollen.
Bereits im Fundraising sollte darauf geachtet werden, welche Investoren hereingenommen werden: Hält ein beispielsweise strategischer Investor viele Anteile an dem Startup, ist der Verkauf des Unternehmens an einen Wettbewerber eher unwahrscheinlich; vielmehr ist möglicherweise der Stratege selbst ein Käufer-Kandidat Ein klassischer Venture Capital-Investor wiederum hat von seinen eigenen Geldgebern den Auftrag, deren eingesetztes Kapital in einem bestimmten Zeitraum idealerweise zu vermehren – er wird also auf einen schnelleren Exit hinarbeiten.
Das Gründerteam und die Mitarbeitenden müssen mitgenommen werden: Natürlich muss sich das Gründerteam sich über den Exit-Zeitpunkt und die Art des Exits und den Erwerber einig sein, ansonsten ist ein solcher Prozess zum Scheitern verurteilt. Aber auch die Mitarbeitenden sollten entsprechend incentiviert werden, dass sie auf einen Exit hinarbeiten und davon profitieren; beispielsweise durch Mitarbeiterbeteiligungsprogramme.
Schließlich gilt: locker bleiben! Der Weg zum Exit ist selten gradlinig und von Rückschlägen und der Notwendigkeit gezeichnet, umplanen zu müssen. Hier hilft es regelmäßig, innezuhalten, die Vogelperspektive einzunehmen und sich zu fragen, ob die kurz- und mittelfristige Strategie auf die gewählte langfristige Exitstrategie einzahlt.
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